Derbygewinner

Das Revierderby endet 0:0 und schließt damit einen bärenstarken Oktober mit einem zufriedenstellenden Ergebnis ab. Schalke 04 hat sich aus der Krise herausgearbeitet und macht zurzeit Spaß – weil endlich eine Handschrift zu erkennen ist. Dabei gab es im Oktober parallel zum Derby einige echte Gewinner.

Der erste klare Gewinner ist Sead Kolasinac: Der Bursche ist ein Kampfschwein, das gerade bei brisanten Spielen auf einem Grat wandelt. Aber er ist in seiner derzeitigen Form und mit seiner Einstellung ein ganz zentrales Vorbild – und das mit 23 Jahren. Er hat sich auf der linken Außenbahn festgespielt als erste Wahl in unserem ausgeglichen besetzten Kader. Seine Stärke ist neben der Laufbereitschaft die Zweikampfhärte, die manchmal etwas unpräzise oder ungestüm ist, aber in den vergangenen Wochen extrem wertvoll fürs Team war. Zudem begünstigt die Dreierkette bei Ballbesitz, die zu einer Fünferkette gegen den Ball wird, seine Ausflüge über die Mittellinie. Sein linker Fuß ist da eine Waffe. Er kann noch ein Großer für uns werden.

Nabil Bentaleb ist der zweite extrem agile Part im Mittelfeld, der sogar noch jünger ist als Seo – und noch mehr Spielverständnis mitbringt. Er trägt die 10, ist aber eigentlich eher einer, der seine Stärken aus der Tiefe heraus entwickelt. Darum spielt er auf der Doppelsechs oder als Achter seine besten Spiele. Torgefährlich ist der Algerier überdies. Bentaleb ist tatsächlich der Königstransfer dieses Sommers, auch wenn er leider „nur“ ausgeliehen ist weil zu teuer in Kauf.

Leon Goretzka muss man in diesem Zusammenhang auch nennen: Er ist der Mann, der das größte Potenzial hat, ein internationaler Top-Star zu werden. Man darf hier Horst Heldt dankbar sein, dass er das Rennen der Interessenten damals für sich entschieden hat und die Perspektive von Leon richtig einschätzte. Goretzka ist derjenige, der ein Spiel lesen kann, der antizipiert und sowohl gegen als auch mit dem Ball ein As ist. An ihm werden wir noch viel Spaß haben- wenn er von Verletzungen verschont bleibt.

Matija Nastasic ist der nächste in der Reihe derer, die zuletzt sehr überzeugend waren. Er steht ein wenig im Aufmerksamkeitsschatten von Käpt’n Höwedes und dem baumlangen und auffälligen Naldo (der in beiden Richtungen „Abweichungen“ bei der Leistung hat). Er spielt konstant, leistet sich kaum Böcke, gegen ihn will man als Stürmer einfach nicht spielen. Letzte Saison quasi komplett verletzt, ist Nasti auch eine Art Neuzugang – und eine Bank in unserer Innenverteidigung.

Als verbessert aufzählen könnte man auch noch Geis, Schöpf, di Santo und Meyer. Aber bei diesen Jungs ist auch noch Luft nach oben. Beispiel Schöpf im Derby: viel versucht, aber auch viel schief gegangen. Beispiel di Santo: im Derby viel gelaufen und gearbeitet, aber eher nicht wie ein Stürmer (Torgefahr?!). Beispiel Meyer: stark im Derby in den ersten 20 Minuten – danach eher glücklos. Und Geis? Fällt positiv auf, weil er aber auch in der vergangenen Saison viel negativ aufgefallen ist im Vergleich zu dem, was man von ihm erwartet.

Bleibt eine Gesamtbilanz: Es scheint, als wachse ein neues Schalke heran, das endlich die ersehnte Handschrift trägt, das ein Konzept erkennen lässt, einen Matchplan und unbedingten Willen, den Gegner zu brechen. Dabei tun wir uns gegen starke Gegner nach wie vor leichter als gegen die, gegen die wir selbst vor allem gestalten müssen. Aber das kommt noch. Was uns derzeit fehlt, ist leider noch die Entwicklung aus gutem Angriffsspiel zu Torgefahr. Aber es geht ja nicht alles gleichzeitig. Schade, dass wir vorne auch ein Personalproblem haben durch die Verletzungen von Huntelaar und vermutlich Meyer. Ich würde mich freuen, wenn wir demnächst in den Spaßspielen in der Gruppenphase der Europa League mal Tekpetey oder Avdijaj (oder auch Defensivmann Kehrer) über 90 Minuten sehen dürften.

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